#repost: Unser Interview mit Nina Botzen.

Nina: Was ist euer Fokus und eure Mission bei SHIPSHEIP?

SHIPSHEIP: Wir haben eigentlich nur eine einzige Prämisse: Ästhetik & Ethik gehören für uns kompromisslos zusammen. Wir lieben minimalistische Sachen, die keine kurzzeitigen Trends aufgreifen, sondern einen lange begleiten werden. Faire Produktionsbedingungen und transparente Produktionsketten sind für uns dabei selbstverständlich. Genauso wichtig ist es uns aber, dass die Produkte unsere Kundinnen auf einer emotionalen, ästhetischen Ebene ansprechen. Daher entwerfen wir elegante, urbane Styles, die vielfältig kombiniert werden können - und die auf den ersten Blick gefallen.

Was bei uns vielleicht noch etwas besonders ist, sind unsere beiden Segmente: Damit bringen wir bewusst ecofaire, globale Produktion und lokale Einzelanfertigungen on demand aus Deutschland zusammen. Unser READY-TO-WEAR Segment steht dabei für Kollektionen, die direkt verfügbar sind und unter fairen, ökologischen Kriterien in Indien und Portugal produziert werden. Dabei bleiben viele Styles länger als eine Saison in unserem Sortiment. Im MADE-TO-WEAR Segment greifen wir die wachsende Nachfrage nach individueller, konfigurierbarer Mode auf. Mit Hilfe unseres modularen Systems können die Produkte nach eigenen Wünschen designt und hinsichtlich Schnitten, Farben und Materialien zusammengestellt werden. Diese Produkte werden erst auf Bestellung in unserem Atelier angefertigt - natürlich aus 100% ökologischen Materialien.

 

Nina: Wieso Fair Fashion für euch wichtig?

SHIPSHEIP: Für uns gibt es gar keine andere Alternative. Die Textilbranche ist eine der dreckigsten Branchen der Welt, sie läuft auf Kosten derer, die sich weder wehren können noch andere Optionen haben: Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltzerstörungen sind die Folge - und natürlich sind Frauen diejenigen, die am meisten darunter zu leiden haben. Das ist nichts, was wir zu unserem daily business machen wollen. Deswegen sehen wir insbesondere Fair Fashion als Chance, es anders zu gestalten. Denn alternatives Wirtschaften, das nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt geht, ist definitiv möglich. Genau deshalb braucht es mehr Fair Fashion Labels, die zeigen, dass es anders geht.

 

Nina: Woher kommt eure Inspiration für neue Designs?

SHIPSHEIP: Das kann ganz unterschiedlich sein: Reisen, Kunst und Architektur sind jedoch die meistgenutzten Quellen. Oft sind die Styles skandinavisch oder japanisch inspiriert. Dort findet man immer wieder großartige Vorbilder, wie man zeitlose Looks entwerfen kann, die trotzdem besonders sind, anspruchsvolle Details haben und nicht langweilig werden. Unsere Zero Waste Bluse Susan ist dafür ein gutes Beispiel, die sich nicht nur mit ihrem leicht asymmetrischen Schnitt abhebt, sondern auch mit der Tatsache, dass sie durch das durchdachte Design keinerlei Verschnitt hat. Eines unserer neuen Favoriten aus der Sommerkollektion ist z.B. in Anlehnung an ein Zwanzigerjahre Kleid entstanden, das wir in einem secondhand Laden in Porto gefunden haben.

 

Nina: Inwiefern unterscheidet ihr euch von Fast Fashion brands?

SHIPSHEIP: Wir produzieren viel weniger, langsamer, qualitativ hochwertiger und vor allen Dingen so, dass alle Beteiligten entlang unserer Wertschöpfungsketten auch davon profitieren. Wir bringen zwei Kollektionen im Jahr heraus, haben eine Basic Collection, die dauerhaft erhältlich ist und vermeiden Überproduktionen. Zusätzlich bieten wir mit unserem individuellen Made-To-Wear Segment die Möglichkeit, dass sich unsere Kundinnen ihren eigenen Lieblingsstyle zusammenstellen können - das bringt nicht nur eine viel höhere Bindung zum Kleidungsstück, sondern bringt auch wieder ein gewisses Wertempfinden gegenüber materiellen Dingen zurück, das wir in unserer Flatrate-Gesellschaft erst wieder lernen müssen. Nachhaltigkeit startet bei uns außerdem direkt im Design: wie lange ist etwas tragbar, wieviel Ressourcen benötigt es, wieviel Verschnitt fällt an? Und der größte Unterschied: Wir produzieren nicht dafür, dass unsere Styles in der Tonne landen, sondern damit sie viel und lange genutzt werden.

 

Nina: Wenn ihr einen Wunsch frei hättet, welcher wäre das?

SHIPSHEIP: Mittlerweile ist die Bewusstseinsbildung hinsichtlich Fast Fashion - und aller negativen Konsequenzen - schon viel weiter fortgeschritten, als noch vor ein paar Jahren der Fall war, was wir wirklich toll finden. Wir würden uns wünschen, dass sich Fair Fashion immer weiter durchsetzt und mehr Menschen bewusst einkaufen. Vor allem würden wir uns aber wünschen, dass endlich mal verbindliche politische Rahmenbedingungen etabliert werden, damit Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden können. Greenwashing und freiwillige Selbsterklärungen großer Konzerne bringen nichts außer Verwirrung bei den KonsumentInnen.

 

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Den gesamten Artikel könnt ihr hier nachlesen. Vielen lieben Dank an Nina für das Interview!