Neue Produktionsstätte in Porto

An der Oberfläche ist es zwar etwas ruhiger geworden, hinter den Kulissen haben wir dafür aber umso mehr gearbeitet. Mit Unternehmens- und Bankberatern, mit Freunden und bei den obligatorischen Körnerstrassen-Pläuschen haben wir uns in den letzten Monaten mit der Frage beschäftigt, wie und in welchem Maße wir mit unserem Label weitermachen. Denn bislang ist SHIPSHEIP semi-nebenher gelaufen: Andere Jobs, viele weitere Baustellen und ein dementsprechendes Arbeitspensum war für uns in den letzten beiden Jahren ziemlich normal. Und etwas, dass wir für unser Herzensprojekt bewusst in Kauf genommen haben.

 

Trotzdem war klar, dass wir uns früher oder später für eine Seite entscheiden müssen. Weil niemand auf Dauer mehr als 100% geben kann – geschweige denn geben sollte – und es wichtig ist, zu fokussieren. Für das Ergebnis, für den eigenen Kopf, aber gerade auch für die Sache an sich, wenn sie zu wichtig ist, als dass sie dauerhaft an zweiter Stelle stehen könnte. 

Dass wir natürlich am liebsten das eigene Label in Vollzeit machen wollten, stand für uns – auch wenn wir uns sehr bewusst die Zeit genommen haben, die Pros und Cons einer Selbstständigkeit gegeneinander abzuwiegeln – schnell fest. Das Ganze allerdings so zu konzipieren, dass es auch in der praktischen Umsetzung funktionieren kann, war dann schon, euphemistisch formuliert, um einiges langwieriger. Aber letztlich so erfolgreich, dass wir tatsächlich ab Januar 2018 ausschließlich für unser eigenes Fashionlabel arbeiten werden.

Für uns bedeutet das vor allem, mit unserer Überzeugung weitermachen zu können: Die ursprüngliche Intention von Mode wieder stark zu machen, die sie in der Fast-Fashion-Welt immer weiter verloren hat. Individualismus, Kommunikation, Ästhetik, Anspruch und Wert. Und dabei selbstverständlich so zu produzieren und zu handeln, dass die eigene Wertschöpfungskette sozial, ökologisch und transparent ist.

 

Dass diese Selbstverständlichkeit wenig mit unserer globalen Realität gemein hat, liegt dabei auf der Hand. Die bestehende Marktlogik und das unternehmerische Streben nach maximalem Profit nehmen Ausbeutung und fundamentale Menschenrechtsverstöße nicht nur einfach in Kauf, sondern kalkulieren sie ganz bewusst mit ein. Diese alltäglichen Strukturen und Konsummuster zu hinterfragen und aufzubrechen, indem wir zeigen, dass Ökonomie auch gerecht, verlässlich und sozial gestaltet werden kann, ist für uns daher einer der ausschlaggebendsten Punkte. 

Neben unseren ökosozialen Siegeln setzen wir deshalb auf einen engen Austausch mit unseren Produktionspartnern, sind regelmäßig vor Ort und legen viel Wert darauf, neue Lösungen und Verbesserungen zu finden. Denn so gut, hilfreich und wichtig Siegel sind – sie lösen längst noch nicht alle Probleme entlang der Produktionskette und müssen mit weiteren Maßnahmen einhergehen.

Bevor wir unsere erste Accessoire-Kollektion herausgebracht haben, sind wir deshalb unsere gesamte Wertschöpfungskette entlang gereist und haben uns bewusst für eine Kooperation mit den 3FREUNDEN entschieden, die sich weit über die Kriterien der Siegel hinausgehend engagieren. Für existenzsichernde Löhne, bessere Nachvollziehbarkeit, langfristige Partnerschaften und einen generellen Ansatz, der den Menschen wieder in den Fokus rückt.

Dieser intrinsische Anspruch, transparent und authentisch zu sein, und sich nicht mit dem Status Quo zufriedenzugeben, macht unser Verständnis von Holistic Fashion aus. Ganzheitliche Mode, die Ästhetik und Ethik selbstverständlich miteinander verbindet und dabei nicht aufhört, sich kritisch zu hinterfragen, weiterzuentwickeln und zu verbessern.

 

Und damit sind wir auch schon, wie die Überschrift erahnen lässt, in Porto. Denn eine der großen Neuheiten, die mit unserem Wechsel auf Vollzeit einhergeht, ist eine neue Produktionsstätte in Portugal. Für das kommende Frühjahr planen wir unsere erste Women´s Ready To Wear Kollektion, die wir in Porto umsetzen werden. Zu unseren Accessoires und temporären Singlepieces kommen damit ausgewählte Designs hinzu, auf die wir jetzt schon mehr als gespannt sind. 

Auf den Tag genau heute geht es für uns los. Prototypen, Schnittmuster und Stoffsampel sind eingepackt, die ersten Meetings in die Wege geleitet und die Tickets gedruckt. Es wird und bleibt spannend – stay tuned!