In fünf Schritten zu einem nachhaltigen Kleiderschrank

Die erste Woche vom neuen Jahr ist bereits vergangen. Bevor uns der Alltag wieder gänzlich eingeholt hat und mit ihm die guten Vorsätze in Vergessenheit geraten, haben wir für euch fünf einfache Tipps zusammengestellt, mit denen ihr euren Kleiderschrank Schritt für Schritt nachhaltiger, übersichtlicher und individueller gestalten könnt.

1) Wissen, was man hat
Zuallererst ist es wichtig, sich einen guten Überblick zu verschaffen. Was hängt alles bei mir im Kleiderschrank? Welche Sachen sind schon längst in Vergessenheit geraten? Was ziehe ich regelmäßig an? Am einfachsten ist es, rigoros alles einmal auszuräumen, auszusortieren und nur die Dinge wieder zurückzulegen, die man wirklich trägt, die einem gut passen und die - um auf Marie Kondos Wortschatz zurückzugreifen - einen ein Stückchen glücklicher machen. Das Ergebnis fühlt sich dabei nicht nur richtig gut an, weil man sich von einem Haufen unnötiger Sachen "befreit", sondern in einen Schrank  voller Lieblingsteile schaut, die die Frage, was man am mächsten Tag anziehen soll, sehr viel einfacher machen.

Tipp: Wer die Vorstellung, einen ganzen Schrank auf einmal auszumisten, abschreckend findet, kann einfach mit einer Schublade oder den ersten zehn Kleiderbügeln starten und am nächsten Tag weitermachen.

2) Nicht wegschmeißen
Das wenigste, was wir aus unseren Schränken räumen, gehört auf den Müll. Vielmehr eignet sich der Großteil der Kleidungsstücke bestens, um sie weiterzugeben. Ob auf dem Trödelmarkt am Wochenende, online bei Kleiderkreisel & Co.  oder auf der nächsten Kleiderswapparty -  die Zunahme an Secondhandmode macht das Verkaufen oder Tauschen von Kleidung immer leichter. Natürlich kann man die Sachen auch direkt spenden, denn gerade in den kälteren Monaten werden Wintersachen in viele Städtend dringend benötigt. Hierbei muss man allerdings aufpassen: Der Handel mit Altkleidern ist ein lukratives Geschäft, das häufig zum Nachteil derjenigen, denen es eigentlich helfen soll, ausgnutzt wird. Daher ist es am besten, die Kleidung persönlich zu einer Kleiderkammer, in Läden wie Oxfam oder zu sozialen Einrichtungen zu bringen, anstatt sie in den Altkleidercontainer zu werfen.

Tipp: Wer sich mehr mit dem Thema Altkleider beschäftigen möchte findet auf Utopia einen guten Artikel dazu.

3) Eine Nacht darüber schlafen
Konsum hat sich in unserer Gesellschaft mittlerweile zu etwas entwickelt, das weitaus weniger damit zu tun hat, dass wir Dinge wirklich benötigen, als dass wir sie besitzen wollen. Oft läuft unser Kaufverhalten daher unter- oder unbewusst. Wir kaufen häufig spontan, weil uns etwas ins Auge springt oder es besonders günstig ist, wir nehmen Sachen mit, um uns zu belohnen oder gegen Frust anzukämpfen, wir konsumieren, weil uns suggeriert wird, dass wir es unbedingt haben müssen. An dieser Stelle müssen wir uns bewusst umgewöhnen und uns selbst hinterfragen, ob wir das neue Kleidungsstück wirklich brauchen - oder ob gerade nur mal wieder eine Marketingstrategie besonders gut funktioniert. Mit einem gut sortierten, nachhaltigen Kleiderschrank ist man hierfür übrigens bestens gerüstet - weil man genau weiß, was man bereits besitzt.

Tipp: Die alte Faustregel, mindestens eine Nacht über Entscheidungen zu schlafen, ist immer noch goldwert, wenn man Fehlkäufe vermeiden und allgemein weniger zu kaufen möchte.

4) Auf Qualität achten
Immer mehr Modelabel achten auf nachhaltige Produktionsweisen, ohne Abstriche am Design zu machen. Fair ist dabei schon lange nicht mehr gleichbedeutend mit teuer -  vor allem wenn man beachtet, wie viel langlebiger hochqualitative Produkte sind. Neben ökologischer oder sozialer Siegel sollte man daher besonders auf die Verarbeitung, den Schnitt und die Materialien achten. Empfehlenswert sind sämtliche Naturfasern wie Baumwolle, Leinen, Wolle und Seide oder natürliche Fasern wie beispielsweise Tencel. Im Gegensatz zu Synthetikfasern können sie nicht nur sehr viel ressourcenschonender und umweltfreundlicher hergestellt werden, sie kommen außerdem ohne Erdöl aus und sondern kein Mikroplastik ab. Naturfasern haben außerdem ein sehr viel angenehmeres Tragegefühl und sind  geruchsneutraler.

Tipp: Wer sich mit den ökosozialen Zertifizierungen überfordert fühlt, findet hier eine hilfreiche Übersicht zu den verschiedenen Standards und eine Auflistung empfehlenswerter nachhaltiger Fashion Label.

5) Richtig pflegen
Je pfleglicher man mit Gegenständen umgeht, desto länger halten sie - und desto nachhaltiger ist die Nutzung. Das beginnt bereits bei der Entscheidung, nicht immer alles zu waschen. Insbesondere Materialien wie Wolle oder Seide lassen sich ebensogut über Nacht auf dem Balkon lüften - und sind danach genauso frisch. Benutzt man die Waschmaschine, kann man bereits mit einigen Kleinigkeiten viel erreichen: Die Wäsche strikt nach Farben sortieren, Kleidungsstücke mit Knöpfen oder Reißverschlüssen auf links waschen, damit sie andere Teile nicht beschädigen, niedrige Schleudergänge benutzen und auf den Trockner komplett verzichten. Auch die Wahl und Menge des Waschmittels entscheidet über die Abnutzung unserer Kleidung. Wie man ökologisches Waschmittel ganz einfach - und günstig - selbst herstellt, könnt ihr hier nachlesen.

Tipp: Weichspüler enthalten nicht nur chemische Stoffe, die für unsere Umwelt und die eigene Gesundheit schädlich sind, sondern machen auch unserer Kleidung kaputt. Jeans beulen schneller aus, weil das Elasthan angegriffen wird, Funktionskleidung verliert die Atmungsaktiviät. Stattdessen kann man sich mit Essig oder einer Zitronenhälfte behelfen, die man mit in die Waschtrommel legt.

Orientiert man sich an diesen fünf Punkten, ist man einen riesigen Schritt weiter, seinen Alltag nachhaltiger zu gestalten. Damit Vorsätze jedoch zur Gewohnheit werden, braucht es Zeit und Muße. Zwischen 3-8 Wochen dauert es, bis sich unser Gehirn an neue Vorgehensweisen gewöhnt hat und sie automatisiert. Genauso wichtig ist es deshalb, sich nicht zu überfordern, damit man den Spass an der Sache nicht verliert und immer wieder bewusst wahrzunehmen, was man bereits alles geschafft hat.