Covid-19 erschüttert und rüttelt uns wach. Die Dynamik der aufeinanderfolgenden Ereignisse sind erschreckend. Über vier Wochen lang bedeuteten die Restriktionen für uns Home Office, Social Distancing und volle Lager - auf unbestimmte Zeit. Seit einer Woche haben wir wieder die Möglichkeit, unter bestimmten Auflagen, unser Shipsheip Studio für euch zu öffnen. In der globalen Modeindustrie sind in dieser Zeit viele Dinge zutage getreten, die beweisen, dass die einzig richtige Art Mode zu konsumieren nur in Verbindung mit ethischen Standards funktioniert und wichtiger ist als jemals zuvor.
Als die Krise sich zuspitzte, waren wir gerade in Portugal, um unsere Produktionsstätten zu besuchen. Vor Ort haben wir die kommende Winterkollektion gemeinsam mit unseren Produzenten besprochen. Als wir von der Reise zurückkamen, hatten sich in Deutschland die Zustände bereits zugespitzt und nicht nur unser SHIPSHEIP STUDIO sondern auch unsere Retailer mussten ihre Türen schließen. Umsätze blieben also von heute auf morgen aus und die Situation verlangte ein Umdenken von uns, um unseren Kund*innen weiterhin einen individuellen Service für hochwertige Mode anbieten zu können.
Die Krise beweist, dass Bekleidung sich zu einem globalen profitorientiertem Gut entwickelt hat. Die textilen Lieferketten sind lang und die derzeitigen Ereignisse treffen besonders jetzt die schwächsten Glieder. Weil die Geschäfte schließen mussten, sank die Nachfrage für Bekleidung. Besonders die großen Fast Fashion Auftraggeber der textilen Güter stornierten in dieser Zeit ihre Produktionsaufträge. Ganze Fabriken wurden geschlossen und Produktionen gestoppt. Allein in Bangladesch betrifft das 1145 Fabriken und 2.27 Millionen Menschen (Stand: 22.04.2020). Die Arbeiter*innen bekommen von einen Tag auf den anderen kein Gehalt mehr, obwohl ihnen dies rechtlich zusteht. Besonders die großen und bekannten Fast Fashion Player wie C&A, Primark oder Woolworth sind aufgefallen, weil sie Aufträge gecancelt haben. Das betrifft sogar Ware, die bereits produziert worden ist. Es wird mehr als deutlich, dass die Verantwortung der hier ansässigen Unternehmen entlang ihrer Lieferkette gering ist.
Die derzeitigen Entwicklungen betreffen also jeden - Produzenten, Brands, Händler und Konsumenten. Das Virus überschreitet jede Grenze, deshalb sollten auch WIR alle Grenzen überwinden und zusammenhalten. Die Unterstützung, die wir in und von der Community erfahren haben, sorgt dafür, dass wir weiterarbeiten und auch in Zukunft stilvolle und nachhaltige Mode anbieten können und möchten. Das bedeutet vor allem gegenwärtig, uns entschiedener und lauter auf unsere Grundsätze zu berufen, in denen Ethik und Ästhetik vereint werden. Vor diesem Hintergrund haben wir uns auch zu dem kürzlich entstandenen Zusammenschluss #Fairfashionsolidarity bekannt, um gemeinsam an den wirtschaftlichen Herausforderungen für die Fair Fashion Branche zu arbeiten.
Die Situation ist zweifelsohne beunruhigend, dennoch glauben wir im Falle der Modeindustrie an potentiell positive Nachwirkungen. Auf Grund dessen sollte unser Handeln und Denken nicht von Ängsten dominiert werden, sondern auf unsere Werte zurückgreifen. SHIPSHEIP steht für Qualität, Fairness und Transparenz - diese Werte sind der Motor unserer Branche. Als soziales Unternehmen sehen wir darin unsere gemeinsame Stärke und die größte Chance, diese Situation zu meistern.
- Beitrag von Anna Burst -