Black Friday & Klimastreik – zwei Welten prallen aufeinander

Während auf der einen Seite sinnloser Überkonsum und wahnsinnige Verkaufsschlachten toben, ziehen auf der anderen Seite riesige Menschenmassen durch die Innenstädte und demonstrieren. Mit dem Black Friday und dem internationalen Klimastreik treffen zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und die Zerrissenheit um die Zukunft unserer Erde umso deutlicher machen.

Der Black Friday, der Tag im Jahr, an dem weltweit am meisten verkauft wird, zeigt vor allem eines: Wir konsumieren schon längst nicht mehr nur das, was wir brauchen. Vielmehr das, was sich gerade anbietet – weil es günstig ist, weil es da ist, weil einem suggeriert wird, dass man es haben muss. Ein Bedürfnis kreieren, wo gar keines ist. Diese Prinzip hat sich seit Jahren etabliert – und niemand ist dagegen zu 100% immun. 
Doch so langsam wendet sich der Blick dorthin, wo die Konsequenzen unseres Handelns sichtbar werden. Steigende Meeresspiegel, brennende Regenwälder, Akkordarbeit in den Billiglohnländern, Fabrikunglücke wie Rana Plaza oder Ali Enterprises.

Allein die Modeindustrie verursacht 850 Mio. Tonnen CO2-Emissionen weltweit. In Deutschland kaufen wir mehr als 60 Kleidungsstücke pro Jahr, aber tragen gerade einmal etwas mehr als die Hälfte davon. Der Earth Overshoot Day, der den Zeitpunkt markiert, an dem die nachhaltig nutzbaren Ressourcen unserer Erde verbraucht sind, rückt dabei jedes Jahr weiter nach vorne und lag 2019 erstmals im Juli. Seit den späten 1990er Jahren ist der Anstieg an Produktion, Konsum und CO2 Emissionen dabei exponentiell gestiegen. Möglich wurde dies durch die Liberalisierung der globalen Märkte, die Vertikalisierung der Unternehmen und den immensen Verbrauch von Plastik in der Textilbranche. Synthetikfasern, allen voran Polyester, sind extrem billig – auch wenn sie  große Mengen an Erdöl verbrauchen. Mittlerweile besteht über 60% unserer Kleidung aus Plastik, der Anstieg geht ungebremst weiter. Das Phänomen Fast Fashion, auch wenn es gerade einmal 20 Jahre alt ist, ist daher längst nicht mehr wegzudenken. Kleidung war noch nie so günstig – und hat uns dabei gleichzeitig so viel gekostet. Wir können uns alles leisten, ohne zu merken, dass unser Konsum die einzige Ausnahme bildet.

Dieses Verständnis, das weit über die Modebranche hinausgeht und unseren Lebensstil als Ganzen, vor allem aber auch das Handeln der großen Konzerne in Frage stellt, hat diesen Freitag in über 150 Ländern Gegenbewegungen auf die Straßen gerufen. Allein in Deutschland gab es in mehr als 100 Städten Protestaktionen für besseren Klimaschutz. Das symbolische Startdatum – fünf nach zwölf – macht dabei klar, wo wir bereits stehen: Mittendrin im Klimanotstand. Selbst das EU Parlament hat diesen Fakt mittlerweile begriffen und kürzlich eine Resolution dazu verabschiedet. Wenn am Montag die UN-Klimakonferenz in Madrid beginnt, wird sich allerdings zeigen, welche Forderungen und Ziele dabei wirklich aufgenommen werden.

Unser eigenes Concept Studio haben wir deshalb am Black Friday Freitag geschlossen und sind stattdessen zum Klimastreik gegangen. Nicht weil wir gegen Verkauf sind, sondern um ein Statement für nachhaltigen Konsum und unserer gemeinsame Zukunft zu setzen. Wir haben längst eine Grenze erreicht – jetzt ist der Moment, gemeinsam mehr Nachhaltigkeit einzufordern.